Spitzbubenpolka (1. Form, Sautreiber, aus dem Unterinntal)

Wurde 1933 von Wagnermeister Scheidinger in Ebbs ( Melodie ) und von der Wirtin in St. Nikolaus bei Ebbs ( Bewegung ) überliefert.

Paartanz im Kreis. Beliebig viele Paare.

Aufstellung im Stirnkreis zueinander, Tänzer innen.

Ohne Fassung.

Takt:

2 Dreimaliges Stampfen - rechts, links, rechts.

4 Dreimaliges Klatschen - erst die rechte, dann die linke und. schließlich wieder die rechte Hand oben.

5 Dreimaliges Drohen mit dem rechten Zeigefinger.

6 Dreimaliges Drohen oder Herwinken mit dem linken Zeigefinger.

7-8 Nach kurzem Neigen des Kopfes ganze Umdrehung an Ort - Tänzer nach links gU, Tänzerin nach rechts / iU.

W 1-8 Wie Takt 1-8.

9-16 Gewöhnliche Fassung. Polka-Rundtanz rechts / iU.

W 9-16 Polka-Rundtanz, doch kann links / gU getanzt werden.

Die 1. Form der Spitzbubenpolka ist eine Spielart der Finger-Polka, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts aufgekommen ist und bald weite Verbreitung in Europa gefunden hat; Belege reichen bis Schweden und Estland, bis Südfrankreich und bis zu den Madjaren in Siebenbürgen. Auch in Tirol war sie gut bekannt, denn sie konnte in allen Teilen des Landes in fast gleicher Form aufgezeichnet werden.

Daneben gibt es eine zweite, figurenreichere Form, der Bregenzer, der im Passeiertal bekannt ist. Nach den Aussagen der Gewährsleute soll sie aus de m Bregenzer Wald mitgebracht worden sein, wodurch sich auch der Name erklären lässt. Tatsächlich ist dort ein ähnlicher Tanz, nach dem begleitenden Liedtext "Drei lederne Strümpf" genannt, bekannt; er konnte auch im tirolischen oberen Lechtal und im Pinzgau nachgewiesen werden,

Ob die einfache Form, ein Rest der figurenreichen Drei ledernen Strümpf ist oder ob der einfache Tanz ursprünglich ist und erst später mit mehr Figuren ausgestaltet wurde, konnte noch nicht festgestellt werden.

Quelle: Karl Horak, Tiroler Volkstanzbuch, Musikverlag Helbling, Innsbruck, 1974.