Hiatamdl (5. Form, aus dem Iseltal bei Lienz)

Aus Schlaiten im Iseltal - 1947 vom 82jährigen Tischler Franz Griedling überliefert.

Paartanz im Kreis. Beliebig viele Paare.

Aufstellung im Stirnkreis zueinander, Tänzer innen.
Gewöhnliche Fassung

Takt:

1-4 Polka-Rundtanz rechts / iU.
Am Ende Aufstellung im Flankenkreis nebeneinander, gewöhnliche Fassung, gestreckte Arme in Tanzrichtung.

5 Tupftritt vorwärts mit dem äußeren Fuß.

6 Tupftritt vorwärts mit dem inneren Fuß.

7-8 Mit 4 Dreherschritten einmal rechts / iU herumtanzen.

9-10 Wie Takt 5-6.

11-12 Mit 4 Dreherschritten einmal links / gU herumtanzen.

Die Leitmelodie wurde 1933 in Kirchberg in Tirol nach dem Spiel einer kleinen Tanzmusik bei einer Unterhaltung aufgezeichnet; sie ist, mit kleinen Abweichungen, im ganzen Land bekannt. Die 2. und 3. Melodie wurde 1933 von Heinrich Schneider-Larcher in Zimmermoos bei Brixlegg auf der Ziehharmonika gespielt.
Die Familie der Wechselhupftänze ist in Tirol durch die abgeschwächte Form des Hiatamadls vertreten; der Wechselhupf - das Springen in die Schrittstellung - ist bei ihm durch den Tupftritt nach vorn ersetzt.
Das Hiatamadl stand noch in den Fünfzigerjahren in einzelnen Orten auf der Tanzfolge öffentlicher Unterhaltungen. Die weite Verbreitung hat zur Ausbildung vieler örtlicher Tanzformen geführt, die alle im Takt 5-6 und 9-10 als Kennbewegung Tupftritte aufweisen.
Die Bewegungselemente finden sich schon auf den Tanzbildern der deutschen und niederländischen Maler und Holzschneider des 16. Jahrhunderts. Die Forschungen von Hans von der Au haben Verbindungen mit den brauchtümlich gebundenen Frauentänzen anlässlich von Kindstaufen, der Flachsaufbereitung und in der Weiberfasnacht aufgedeckt. Der Wechselhupf wurde früher als fruchtbarkeitsfördernde Bewegung aufgefasst. Der Übergang zum geselligen Paartanz, der sich vom 17. bis zum 19. Jahrhundert vollzogen hat, ist nur lückenhaft nachzuweisen.

Quelle: Karl Horak, Tiroler Volkstanzbuch, Musikverlag Helbling, Innsbruck, 1974.