Tiroler Fackeltanz

Anhang:
Tänze, die nur unvollständig überliefert sind.

Die Weisen wurden um 1880 von Nikolaus Mair-Meixner am Vögelsberg bei Volders überliefert; die 1. Tanzweise ist fast gleich dem 4. Hochzeitsmarsch aus dem Landgericht Ehrenberg in der Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien aus dem Jahre 1819.

8 Paar-Tanz.
Tänzer und Tänzerinnen halten in ihrer Rechten eine brennende Fackel.

Aufzug:
Die Paare schreiten, mit offener Fassung, hintereinander auf die Tanzfläche und durch die Mitte auf die Ehrengäste zu. Das 1. Paar bleibt vor diesen stehen, die anderen halten in angemessenen Abständen, etwa 1 m.

Tanz:

1. Figur, "Reihen":
Takt:
1-2 Das 1., 3., 5. und 7. Paar tanzen mit 4 Nachstellschritten links seitwärts, gleichzeitig die anderen Paare rechts seitwärts.

3-4 Alle schwingen die Fackel vor ihrem Körper in einem Kreis von rechts über oben, links, unten nach rechts.
5-6 Die Paare der linken Reihe wenden sich, die Tänzer als Drehachse, mit 4 kleinen Schritten um eine Vierteldrehung nach rechts rückwärts; gleichzeitig die Paare der rechten Reihe, die Tänzer als Drehachse, mit 4 kleinen Schritten nach links vorwärts, so dass sich die beiden Reihen anblicken.

7-8
Fackelschwingen, wie Takt 3-4.

2. Figur, "Kleine Kreise":
Takt:
W 1-8 Je 2 Paare der linken und 2 Paare der rechten Reihe, die einander gegenüber stehen, schließen durch Handfassen zu einem Kreis, der sich mit 32 kleinen Schritten links / iU, dann
9-16


ebenso rechts / gU bewegt. Am Schluss Kreisfassung lösen und zu den ursprünglichen Reihen auf lösen.

3. Figur, "Achter" :
W 9-12 Jeder Tänzer umschreitet mit 16 kleinen Schritten rechts / iU die Tänzerin zu seiner Rechten, die bei Takt W 11-12 die Fackel schwingt.

W 13-16 Die Tänzer umschreiten mit 16 kleinen Schritten links / gU die Tänzerin zur Linken; die Tänzer am linken Flügel tanzen diesen Kreis im leeren Raum. Die Tänzerinnen schwingen bei Takt W 15-16 die Fackel.

4. Figur, "Großer Kreis":
1-8 Beide Reihen schließen mit Handfassen zu einem Kreis, der sich mit 32 Schritten links / iU, dann

W 1-8
ebenso rechts / gU bewegt.

5. Figur, "Stern":
9-12 Der Kreis bewegt sich 16 Schritte links / iU.

13-15 Die Paare 1 und 3, 5 und 7, 8 und 6, 4 und 2 bilden durch Handfassen je eine Reihe, die vom linken Tänzer gegen die Kreismitte und dann im Gegenzug so herangeführt wird, dass die 4 Gruppen die Strahlen eines Sterns bilden, bei weichem die rechten Tänzerinnen in der Mitte zusammenkommen.

W9-16 Der Stern bewegt sich 32 Schritte nach rechts iU.

1-4 Die Paare 1 und 3, 8 und 6 wechseln mit 8 Nachstellschritten rechts seitwärts, Gesicht an Gesicht aneinander vorbeitanzend, die Plätze.

5-8 Die Paare 5 und 7, 4 und 2 wechseln in gleicher Weise die Plätze.

W1-8 Der nun entstandene Stern - die linken Tänzer innen - bewegt sich 32 Schritte nach links / gU.

9-16 Die linken Tänzer führen ihre Gruppe vor dieser entlang nach außen und dann im Kreis gegen Tanzrichtung / iU.

6. Figur, "Achter im Kreis":
W 9-16 Wie in der 3. Figur umtanzen die Tänzer, mit je 16 Schritten auf 4 Takte, erst die Tänzerin zur Rechten, dann die Tänzerin zur Linken. Die Tänzerinnen schwingen zu Takt W 11-12 und W 15-16 die Fackel.

7. Figur, "Kette":
Die Paare 1 und 3, 5 und 7, 8 und 6, 4 und 2 wenden sich zueinander zur Aufstellung im Flankenkreis.
1-2 Die Paare gehen mit 8 kleinen Schritten, links
ausweichend, aneinander vorbei.
3-4 Dem entgegenkommenden Paar weichen sie
mit 8 Schritten rechts aus.
5-6 Dem nächsten entgegenkommenden Paar wird
wieder links ausgewichen.
7-8 Dem nächsten entgegenkommenden Paar Wird
rechts ausgewichen.
W 1-8
Die Kette wird noch einmal wiederholt.

8. Figur, "Gegenachter":
9-10 Die Tänzer der einander gegenüberstehenden Paare gehen mit 8 Schritten links ( rechtsschultrig ) ausweichend, auf den Platz des Gegentänzers.

11-12 Sie gehen mit 8 Schritten hinter der
fremden Tänzerin vorbei an deren rechte
Seite. Kein Fackelschwingen!

13-14 Dem Gegentänzer rechts ( linksschultrig ) ausweichend, gehen die Tänzer an die rechte Seite ihrer eigenen Partnerin.

15-16 Sie gehen hinter der Partnerin vorbei auf den Ausgangsplatz zur Linken der Tänzerin.


Auszug:

Die Paare wenden sich zur Kreismitte, bilden durch Handfassen einen großen Kreis, der sich gegen Tanzrichtung / iU bewegt. Nach wenigstens einmaligem Herumgehen löst sich das 1. Paar, wenn es sich entgegengesetzt den Ehrengästen befindet, aus dem Kreis und bewegt sich auf die Ehrengäste zu. Die anderen Paare lösen sich am gleichen Platz ebenfalls aus dem Kreis und folgen dem 1. Paar. Vor den Ehrengästen trennen sich die Paare; die Tänzer wenden sich nach links, die Tänzerinnen nach rechts zum Gegenzug. Hinten vereinigen sich wieder die Paare und verlassen den Tanzplatz.

Schon bei den Griechen und Römern herrschte die Sitte, am Schluss der Hochzeitsfeierlichkeiten das neuvermählte Paar unter Vorantritt eines fackeltragenden Jünglings in das Haus des Gatten zu geleiten. Lichtertänze verschiedener Prägung haben sich im Hochzeitsbrauchturn vieler Landschaften bis in die Gegenwart erhalten. Das Licht vertritt dabei das Feuer, dessen reinigende und schützende Kraft symbolisch auch dem Brautpaar zukommen soll.

In den Städten nahmen sich besonders die Zünfte der Handwerker des Fackeltanzes an und formten ihn zu einem figurenreichen Schautanz, der zum Ruhm ihres Handwerks und zur Ehrung von Personen aufgeführt wurde.

Aufzeichnungen in Chroniken und Raitbüchern aus dem 16. und 17. Jahrhundert lassen erkennen, dass auch in Tiroler Städten Tänze mit Windlichtern ( Fackeln ) anlässlich von Besuchen hochgestellter Persönlichkeiten und von Hochzeiten abgehalten wurden. Da diese Nachrichten den Ablauf des Fackeltanzes nicht erkennen ließen, mussten andere, besser überlieferte Formen, wie etwa aus dem benachbarten Salzburg, zur Wiederherstellung herangezogen werden.

Die vorliegende Neufassung des Fackeltanzes hat sich bei der Feiergestaltung bereits bestens bewährt. Findet die Ehrung in einem geschlossenen Raum statt, können die Fackeln vorteilhaft durch Wachslichter ( große Kerzen ) ersetzt werden.

Quelle: Karl Horak, Tiroler Volkstanzbuch, Musikverlag Helbling, Innsbruck, 1974.