Neukatholisch (1. Form, aus der unteren Schranne bei Kufstein)

Aus Erl bei Kufstein - 1932 von Thomas Mair, Wegmacher, überliefert.

Aufstellung im Stirnkreis zueinander, Tänzer innen.
Gewöhnliche Fassung.

Takt:

1-2 2 Nachstellschritte seitwärts in Tanzrichtung (= von Tänzer nach links).

3-4 Mit 4 Dreherschritten einmal rechts / iU herumtanzen.

5-8 7 kurze Nachstellschritte seitwärts gegen die Tanzrichtung (= vom Tänzer nach rechts).

W1-8 Wie Takt 1-8.

9-16 und W 9-16

Polka - Rundtanz.

Der Neukatholische ist, in wenig abweichenden Spielformen, in ganz Tirol bekannt gewesen, oft unter anderen Namen, wie Altkatholisch, Manschester, Museschter, Stienbock. Er war aber auch im ganzen deutschen Sprachgebiet - als Krebspolke, Lott ist tot, Maschester, Rückwärtspolka - und bis weit nach Norden in Skandinavien verbreitet.

Alter und Entstehung des Neukatholischen sind noch nicht geklärt. Frühe Nachrichten liegen um 1820 aus Kurhessen, um 1830 aus Wien vor. Er drang auch in die städtischen Tanzbelustigungen ein und war ab 1853 von den Tanzmeistern gelehrter Gesellschaftstanz. Nach der Jahrhundertwende hatte er den Höhepunkt seiner Beliebtheit schon überschritten, doch wurde noch um 1920 eine verwandte Form, die Graziane, in den Tanzschulen gelehrt.

Die Herkunft der Tanznamen ist unbekannt. Die hin- und herfliesende Bewegung als Ausdruck des Schwankens zwischen Katholizismus und Protestantismus - und daher auch der Name - zu erklären, ist volksetymologische Deutung.

Quelle: Karl Horak, Tiroler Volkstanzbuch, Musikverlag Helbling, Innsbruck, 1974.