Landler (4. Form, Figurentanz, aus dem Unterinntal)

Wurde 1942 bei einer Tanzunterhaltung in Thaur bei Innsbruck aufgezeichnet. Ähnliche Formen in Mils bei Solbad Hall und in Tulfes gesehen.

Paartanz im Kreis. Beliebig viele Paare.

Aufstellung im Flankenkreis nebeneinander, Tänzer innen.

Offene Fassung.

Walzerschritte, je Takt 1 Schritt.

Jede Figur dauert 16 Takte.

Eingang (4 Takte):
Vor- und Rückschwingen der gefassten Hände, dann dreht der Tänzer die Tänzerin einmal nach rechts / iU.

1. Figur:
Kreuzfassung, rechter Arm oben. Herumtanzen rechts / iU um die gemeinsame Achse - Tänzer vorwärts, Tänzerin rückwärts.

2. Figur:
Halbe Drehung zueinander. Herumtanzen links / gU um die gemeinsame Achse - Tänzer vorwärts, Tänzerin rückwärts.

3. Figur:
Der Tänzer führt die Tänzerin, indem er sie unter den erhobenen Händen zweimal rechts / iU dreht, an seine rechte Seite. Die Hände werden gesenkt und auf die Nacken gelegt. Herumtanzen rechts / iU.

4. Figur:
Die Tänzerin wird durch zweimaliges Drehen links / gU an die linke Seite des Tänzers zur gegengleichen Figur geführt. Herumtanzen links / gU.

5. Figur:
Der Tänzer führt die Tänzerin unter den erhobenen Händen mit zwei Drehungen rechts / iU an seine rechte Seite und dreht sich selbst einmal links / gU, so dass er vor sie zu stehen kommt. Die Hände werden nun gesenkt und an die rechte Hüfte des Tänzers gelegt. In Tanzrichtung vorgehen.

6. Figur:
Das Paar tanzt eine halbe Drehung links / gU, so dass beide gegen Tanzrichtung blicken. Der Tänzer führt eine halbe Drehung links / gU aus, indem er sich rücklings unter den gefassten Armen durchbückt, während die Tänzerin am Ort bleibt. Dann dreht er die Tänzerin einmal rechts / iU. Nun kniet die Tänzerin auf das rechte Knie und der Tänzer steigt, sich nach links / gU drehend, über die linken Arme. Ist der Tänzer übergestiegen, erhebt sich sofort die Tänzerin, bleibt aber am Ort. Der Tänzer dreht sich gebückt rücklings weiter - erst zwischen den Armen der Tänzerin (rechter oben, linker unten), dann mit den gefassten Händen an seiner rechten Hüfte unter beiden Armen der Tänzerin hindurch, das ist insgesamt zweimal. Nun wird die Tänzerin unter den über Kopfhöhe gehobenen Armen einmal nach rechts / iU ausgedreht.

7. Figur:
Der Tänzer löst die Fassung der linken Hände und dreht die Tänzerin unter den erhobenen Rechten rechts / iU vor sich her.

8. Figur:
Der Tänzer löst nun auch die Fassung der rechten Hände. Die Tänzerin dreht sich allein vor dem Tänzer weiter; der Tänzer folgt schulplattelnd. Die Plattelschläge werden am Schluss des Figurentanzes beschrieben.

9. Figur:
Die Tänzer wenden sich ein wenig nach links gegen die Kreismitte, knien sich flüchtig auf das rechte Knie (ohne wirklich den Boden zu berühren) und schlagen mit der rechten Hand auf den Boden (Takt 1), erheben sich wieder, wenden sich ein wenig nach rechts auswärts und stampfen rechts auf (Takt 2). Der Tänzer folgt nun der Tänzerin, indem er abwechselnd schräg rechts und schräg links in die Hände klatscht. Die Tänzerin wendet sich ab, indem sie abwechselnd nach schräg links, dann nach schräg rechts blickt.

10. Figur:
Die Tänzerin dreht sich einmal nach rechts / iU an die rechte Seite des Tänzers. Die rechten Hände fassen vor dem Körper der Tänzerin, die linken hinter dem Rücken des Tänzers. Herumtanzen rechts / iU.

11. Figur:
Der Tänzer tritt an die rechte Seite der Tänzerin zur gegengleichen Figur. Herumtanzen links / gU.

12. Figur:
Der Tänzer dreht nach Heben seiner Linken die Tänzerin ein halbes Mal rechts / im Uhrzeigersinn und senkt seine Linke hinter ihrem Rücken. Herumtanzen links / gU.

13. Figur:
Die Tänzerin tritt hinter dem Tänzer an seine rechte Seite zur gegengleichen Figur. Herumtanzen rechts / iU.

14. Figur:
Die Tänzerin schlüpft unter der Rechten des Tänzers nach hinten. Nun dreht sich der Tänzer dreimal gebückt nach links / gU, und zwar das 1. Mal unter beiden Armen, das 2. Mal unter dem rechten Arm der Tänzerin und das 3. Mal wieder unter beiden Armen durch. Dann richtet sich der Tänzer wieder auf. Ist noch Zeit, wird schon mit der Bildung der nächsten Figur begonnen.

15. Figur:
Der Tänzer dreht die Tänzerin unter den erhobenen Händen dreimal nach rechts / iU und senkt dann die Arme zum "Fenster": rechte Oberarme waagrecht aneinandergelegt, rechte Unterarme aufwärts gebeugt, die linken Hände durch das Fenster gefasst. Herumtanzen rechts / iU.

16. Figur:
Durch dreimaliges Drehen der Tänzerin nach links / gU unter den erhobenen Händen wird das gegengleiche "Fenster" gebildet. Herumtanzen links / gU.

17. Figur:
Der Tänzer dreht die Tänzerin unter den erhobenen Händen zweimal nach rechts / iU, senkt dann die rechten Hände und dreht die Tänzerin noch einmal nach rechts zum "Großen Fenster"; die linken Hände bleiben über Kopfhöhe. Herumtanzen rechts / iU

18. Figur:
Der Tänzer dreht die Tänzerin einmal nach links / gU, hebt auch die rechten Hände, dreht die Tänzerin noch einmal, senkt die linken Hände und dreht die Tänzerin ein drittes Mal zum gegengleichen "Großen Fenster". Die rechten Hände bleiben über Kopfhöhe. Herumtanzen links / gU.

19. Figur:
Der Tänzer dreht die Tänzerin einmal nach rechts / iU aus, löst dann die Fassung der linken Hände und dreht die Tänzerin weiter nach rechts / iU unter den erhobenen Rechten vor sich her.

20. Figur:
Der Tänzer löst auch die Fassung der rechten Hände. Die Tänzerin dreht sich allein vor dem Tänzer rechts / iU weiter; der Tänzer folgt schuhplattelnd. Die Plattelschläge werden am Schluss des Figurentanzen beschrieben.

21. Figur:
Wie die 9. Figur, doch wendet sich die Tänzerin nun dem Tänzer zu, indem sie abwechselnd über die rechte, dann über die linke Schulter zum Tänzer blickt.

22. Figur:

Gewöhnliche Fassung. Walzer-Rundtanz.
Plattelschläge zu 8. und 20. Figur:
a) aus Thaur bei Innsbruck:
Takt:

1, 1 ( = 1. Viertel ) Schenkelschlag rechts.

2 Schenkelschlag rechts, dann links.

3 Sohlenschlag links vorn, dann Schenkelschlag links.
2, 1 Knieschlag rechts.
2 Knieschlag links auf rechts.
3 Sohlenschlag rechts hinten.
3, 1 Kreuzschlag rechts auf links.
2 Knieschlag links.
3 Knieschlag rechts, bei Takt 15 aber Hochschlag.
4 -15 Viermal wie Takt 1-3.
16 Knien rechts und Hochwinkeln der Arme.
Während des Plattlers wird im Takt auf dem jeweiligen Standbein gehüpft.

b) aus Navis:
Takt:

1, 1
Beide Hände schlagen seitlich an die Schenkel.
3 Sohlenschlag lins vorn, gleichzeitig Schenkelschlag links.
2, 1 Schenkelschlag rechts, dann links.
2 Schenkelschlag rechts, dann links auf rechts.
3 Sohlenschlag rechts hinten.
3, 1 Kreuzschlag rechts nach links.
2 Knieschlag links.
3 Knieschlag rechts.
4, 1 Schenkelschlag rechts.
2 Schenkelschlag links auf rechts.
3 Sohlenschlag rechts hinten.
5 Wie Takt 3.
6 - 9 Wie Takt 2-5.
10-13 Wie Takt -5.

14, 1
Schenkelschlag rechts, dann links.

2
Schenkelschlag rechts, dann links.

3
Vor der Brust in die Hände klatschen.
15, 1 Beide Hände klatschen seitlich an die Schenkel.
2 Vor der Brust in die Hände klatschen.
3 Hochspringen und mit beiden Händen auf die Sohlen der hinten angebeugten Füße schlagen.
16 Auf beide Füße aufspringen und Arme hochwinkeln.

In der Tanzpflege hat es sich eingebürgert, bei der 8. und der 20. Figur verschiedene Plattelschläge auszuführen, z.B. das erste Mal die aus Thaur, das zweite Mal die aus Navis.

Der für die Alpenländer kennzeichnende Landler ist auch in Tirol in mehreren Spielformen verbreitet. In diesem Werbetanz bringt der Tänzer seine Geschicklichkeit, die Tänzerin ihre Anmut zum Ausdruck.

Einige der Tiroler Landlerformen gehören einem sehr altertümlichen Typ an; sie sind durch kleine, fast gelaufene Schritte und große Freiheit in der Figurengestaltung und Figurenfolge ausgezeichnet. Der Zillertaler und der Ahrntaler Landler gehören in diese Gruppe. Ersterer hat erst durch die Volkstanzpflege eine feste Gestalt angenommen.

Eine zweite Gruppe ist durch die vereinsmäßige Pflege geprägt worden. Gleichzeitigkeit der Bewegungen, Figurenfülle und Schauwirksamkeit sind ihre Kennzeichen. Einige Spielformen sind in das Volk, also in nicht vereinsmäßig organisierte Kreis gedrungen, können aber trotz mancher Veränderungen ihren Ursprung nicht verleugnen. Das gilt z.B. für den Figurentanz und den Dreiertanz.

In der dritten Gruppe sind Landlerformen, in welcher der Tänzer durch Plattelschläge seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen will. Zu ihr gehört der Lüsener Deutsche und auch der schon oben genannte Figurentanz.

Quelle: Karl Horak, Tiroler Volkstanzbuch, Musikverlag Helbling, Innsbruck, 1974.