Hiatamadl (3. Form, aus der Umgebung von Reutte)

Aus Holz bei Reutte - 1935 von Heinrich Barbist überliefert.

Paartanz im Kreis. Beliebig viele Paare.

Aufstellung im Flankenkreis nebeneinander, Tänzer innen.
Rückenkreuzfassung, rechter Arm des Tänzers oben.

Takt:

1-4 Das Paar tanzt mit 8 Schritten zweimal links / gU herum, wobei sich der Tänzer am Ort dreht.

5 Tupftritt vorwärts mit dem äußeren Fuß.

6 Tupftritt vorwärts mit dem inneren Fuß.

7-8 Das Paar tanzt mit 4 Schritten einmal links / gU herum, wobei der Tänzer sich am Ort dreht.

9-12 Wie Takt 5-8.

Es ist zu beachten, dass bei mehrmaliger Ausführung bei jeder Wiederholung 3 Drehungen (eine von Takt 11-12 und zwei von Takt 1-4) zusammentreffen.

Die Leitmelodie wurde 1933 in Kirchberg in Tirol nach dem Spiel einer kleinen Tanzmusik bei einer Unterhaltung aufgezeichnet; sie ist, mit kleinen Abweichungen, im ganzen Land bekannt. Die 2. und 3. Melodie wurde 1933 von Heinrich Schneider-Larcher in Zimmermoos bei Brixlegg auf der Ziehharmonika gespielt.
Die Familie der Wechselhupftänze ist in Tirol durch die abgeschwächte Form des Hiatamadls vertreten; der Wechselhupf - das Springen in die Schrittstellung - ist bei ihm durch den Tupftritt nach vorn ersetzt.
Das Hiatamadl stand noch in den Fünfzigerjahren in einzelnen Orten auf der Tanzfolge öffentlicher Unterhaltungen. Die weite Verbreitung hat zur Ausbildung vieler örtlicher Tanzformen geführt, die alle im Takt 5-6 und 9-10 als Kennbewegung Tupftritte aufweisen.
Die Bewegungselemente finden sich schon auf den Tanzbildern der deutschen und niederländischen Maler und Holzschneider des 16. Jahrhunderts. Die Forschungen von Hans von der Au haben Verbindungen mit den brauchtümlich gebundenen Frauentänzen anlässlich von Kindstaufen, der Flachsaufbereitung und in der Weiberfasnacht aufgedeckt. Der Wechselhupf wurde früher als fruchtbarkeitsfördernde Bewegung aufgefasst. Der Übergang zum geselligen Paartanz, der sich vom 17. bis zum 19. Jahrhundert vollzogen hat, ist nur lückenhaft nachzuweisen.

Quelle: Karl Horak, Tiroler Volkstanzbuch, Musikverlag Helbling, Innsbruck, 1974.